Rolf „Rolli“ Lenssen war gerade als 21-Jähriger aus seinem Exil in Bayern in seine Heimatstadt zurückgekehrt, da wurde er 1950 von einem Arbeitskollegen angesprochen – der wusste, dass er gerne Fußball spielt – ob er nicht Lust hätte, mal beim Lohausener SV reinzuschnuppern. Und das Schicksal des LSV ergriff die Gelegenheit beim Schopf: Der Verein war gerade auf der Suche nach einem „Fußballer von Format“. Alle sahen beim ersten Training mit der 1. Mannschaft, dass Rolf Lenssen ein Spieler mit viel Ballgefühl war. Dribbelstark, ein Spezialist für Kopfbälle, mit beiden Füßen schussstark.
Eine besondere Spezialität hatte er mit nach Lohausen gebracht, das waren seine „Bananenflanken“, die meistens einen gut postierten Mitspieler erreichten, der dann den Ball das gegnerische Tornetz nach Außen wölben ließ. Rolli, der am 2. September 1929 in Düsseldorf geboren wurde, notierte akribisch sein Eintrittsdatum in den LSV. Es war der 1. Juli 1950 und unterschrieben hatte er im damaligen Vereinstreffpunkt, der Gaststätte „Armer Mann“. So wie 1950 die 1. Mannschaft in einer Notlage war und Rolf Lenssen helfend in die Bresche sprang, so ging es auch in den nächsten Jahrzehnten mit ihm und dem LSV dann weiter. Bis 1961 spielte er noch in den Fußball-Meisterschaftsspielen der ersten Mannschaft. Dann ging er es etwas gemütlicher bei den Alten Herren an. Neben den Erfolgen mit den Fußballern, z. B. dem Aufstieg in die Bezirksklasse Berg-Mark 1954/55, engagierte sich Rolli auch schon am Rande des Spielfeldes stark für den LSV. Das war 1951 so, als in einer „Nacht- und Nebelaktion“ das Dach des Clubhauses gebaut wurde und somit das Gebäude nicht mehr abgerissen werden durfte. Denn der Platz an der Flughafenstraße stand im Fokus von Stadtplanungen rund um den Ausbau des „Nordsterns“ und der A44, die dem Verein ständig Abrissängste bescherten. Da war Selbsthilfe angesagt und Rolf Lenssen gehörte zu denen, die gleich mit anpackten, wenn es um seinen neuen Verein ging. Die Flughafenstraße wurde in den jetzigen Nordring hineinverlegt und berührte auch den alten LSV-Platz. Ein roter Ascheplatz wurde von der Stadt auf einer ehemaligen Müllkippe gebaut, bei dem ständig absinkende Asche große Sorgen bereitete. In eigener Regie wurde der Platz in den 1960ern mehrere Meter nach Norden verlegt. Er engagierte sich nun mehr in der Vorstandsarbeit des Vereins und hatte von 1963 bis 1973 rund 10 Jahre lang die Hand auf der Vereinskasse. Auch hier nahm er großen Anteil an den „Sportplatzsorgen“ des LSV, die bis zum Ende der 1970er andauerten. 1978 nahm Rolf dann den Platz des 1. Vorsitzenden ein und schnell expandierte der Verein durch eine von ihm klug eingefädelte Gründung einer Tennis- und Gymnastikabteilung. Seine Rechnung: mehr Mitglieder, mehr Rückhalt im Dorf und mehr Chancen auf eine endlich sichere große Sportanlage! 1979 war es noch einmal eine Aktion mit den LSV-Jugendlichen, die statt des Trainings mit Plakaten durch Lohausen zogen und auf die drohende Abrissbirne aufmerksam machten. Einige stellten sich sogar den schon angerückten Baggern entgegen. Der Vorsitzende schafft es mit unermüdlichen Gesprächen, Verhandlungen oder auch taktisch-sportlichen Schachzügen, den Abriss der Sportanlage hinauszuzögern, bis der neue Platz und seine Finanzierung bzw. auch die Entschädigung für Investitionen in den alten Platz auf solider Basis standen.
1981 war es dann so weit: Die neue Platzanlage mit zwei Fußballfeldern und acht Tennisplätzen am Neusser Weg feierte Eröffnung. 1986 übernahm der ehemalige Fußballspieler des LSV auch noch die Leitung der Fußballabteilung. Bis 1992 was Rolf Lenssen der erste Vorsitzende. Am 25. Mai 1992 bekam er die Urkunde des Ehrenvorsitzenden des Lohausener Sport-Vereins verliehen. Als 1996 der LSV ohne Geschäftsführer dastand, sprang er als kommissarischer Geschäftsführer erneut in einer Notlage in die Bresche und hielt die grün-weiße Fahne hoch. Als Vereinsfunktionär war er ein großer Organisator und Kümmerer. Er schaffte es, dass der Verein weiter anwuchs und neue Sportabteilungen hinzukamen. Ein großer Verdienst war es auch, den Verein innerhalb des nördlichen Stadtteils zu etablieren und mit dem LSV einen echten Identifikationsverein für die Dorfbewohner zu erschaffen, mit allem, was zu einem zünftigen Zusammenleben dazugehörte. Dabei hatte er nie in Lohausen gewohnt, sondern fernab, wie zuletzt im südwestlichen Zipfel von Gerresheim. Immer, wenn Not am Mann war, hat Rolf geholfen, Ämter besetzt und neue Ideen angestoßen zur Verbesserung der jeweiligen Schräglage innerhalb und außerhalb des Vereins, seiner Sponsoren, Förderer oder Freunde.
Bis ins hohe Alter spielte er noch regelmäßig Tennis – Sport war zeitlebens sein „Ein und Alles“. Am 8. Dezember 2009 verlieh ihm der Düsseldorfer Oberbürgermeister den „Martinstaler“ für sein „vorbildliches Engagement, beachtenswerte Leistungen und Verdienste um die Stadt und ihre Bürgerschaft.“
Fast 60 Jahre seines Lebens hatte Rolf Lenssen da schon dem LSV gewidmet. Ein weiteres Dutzend Jahre der tiefsten Vereinsverbundenheit folgen noch.
Am 8. Januar 2020 konnte er mit der Vereinsfamilie noch den 100. Geburtstag des LSV feiern. Dies war leider die einzige Feier zu diesem Jubiläum aufgrund der Entwicklung der Corona-Pandemie, was Rolf sehr, sehr bedauerte.
Am 24. Februar 2021 verließ unser Rolli die irdische Vereinsfamilie und begleitet uns nun von einem anderen Ort.
MACH ES GUT, ROLLI – WIR VERMISSEN DICH – PASS AUF UNS AUF!